Wer sich gerne in der Vertikalen am Seil bewegt, wird ins Kletterfieber geraten, wenn man von den Meteora-Felsen spricht. Vor 25 Mio. Jahren (jungtertiäres Miozän!) hat sich in dieser Region die Erdkruste tektonisch verformt, Wasser, Sand, und Geröll haben im Laufe weiterer Millionen von Jahren dazu beigetragen, dass diese Felsen und Zinnen bizarr aus dem Boden ragen und somit einen Hotspot für den Klettersport bilden. Im 9. Jahrhundert und vor allem im späten Mittelalter haben dann Eremiten und Mönche, die die Einsamkeit und die Nähe zu Gott schätzten, einige der Felsen mit Klöstern gekrönt, zu denen sie mit einkaufskorbähnlichen Sesselliften hochgezogen wurden. Die Einkaufskörbe wurden mittlerweile durch steile Treppenaufgänge ersetzt und die Mönche überwiegend von Studenten, die mittags die Kutte tragen, abends im Dorf den Bartresen schmeißen. Den zunehmenden Tourismus in den sechziger Jahren haben die Originale nicht mehr ertragen und sind geflohen. Lew und ich hatten weder unser Klettergeschirr dabei, noch waren die Klöster geöffnet. Dafür haben wir Bekanntschaft mit einem Australier, einem Neuseeländer und einem Kanadier gemacht, so hatten wir zum ersten Mal auf unserer Reise Kaffeebesuch in unserem Wagen – wie aufregend! Alle drei sind allein und unabhängig voneinander seit Monaten in Europa unterwegs, genießen das Reisen, haben ihre Jobs dafür ruhen lassen und beschäftigen sich mit der Frage, wie sie ihr Leben in den nächsten Jahren überhaupt gestalten wollen. Seltsame Typen waren das…

Steile Welt
Wie Mönche gerne wohnen
Klostergoblin

Nach der Meteoritenwelt haben wir spontan die EU verlassen und sind nach Mazedonien gefahren. Die Zeit, um uns länger dort aufzuhalten, haben wir momentan leider nicht, uns lockte lediglich der für europäische Verhältnisse unschlagbar günstige Dieselpreis. Die Tanks wurden zum ersten Mal bis zur Oberkante gefüllt und mussten somit zum ersten Mal unter Beweis stellen, dass sie trotz ihres Gewichts von jeweils 450 kg an Ort und Stelle bleiben.

Was wir in zwei Tagen von Mazedonien mitbekommen haben, war entsprechend nicht sehr viel: viele Nationalflaggen, aber auch Stars and Stripes (?), viel und schwerbewaffnete Polizei in der Öffentlichkeit, im Trend liegt der schon jetzt mit EU-Mitteln geförderte Straßenausbau, Neubauhäuser bleiben dagegen gerne unfertig und werden trotzdem bewohnt – ein Phänomen, das uns bereits seit Italien begleitet – , Mazedonier freuen sich über den Anblick eines Ifas.

Obwohl mich die griechischen Buchstaben mittlerweile ein wenig von den kyrillischen Buchstaben abgelenkt haben, war ich erleichtert darüber, dass sie mir noch alle geläufig sind. Verstanden habe ich so gut wie nichts, mazedonisch ist eben nicht russisch, aber die Tatsache, dass ich Worte überhaupt lesen konnte, gab mir das Gefühl, mich souveräner bewegen zu können. Mehr Kyrillisch, ich muss nach Russland!

Sozialistischer Straßenbau: viele Arbeiter und viel Zeit machten kilometerlange Straßen mit winzigem Kopfsteinpflaster möglich.

Lews Geburtstag sollte also in Mazedonien beginnen, eine ordentliche Erkältung hat morgens leider mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Tag verlief also folgendermaßen: ich saß hinter dem Lenkrad, Lew lag mit Wolldecke auf der Nebenbank, nach 60 Kilometern erreichten wir die Grenze, an der jedoch gestreikt wurde, keine Ausreise möglich. Das bedeutete umdrehen, dem Rat eines Taxifahrers folgend eine abenteuerliche Bergstraße zum nächsten Grenzübergang nehmen, eine Alternative, die viele Autos und LKWs gewählt haben, zwei Stunden auf Einreisegenehmigung in die EU warten. So stehen wir nun knapp hinter der griechisch-mazedonischen Grenze im Feld, wo Lew gesund werden muss, damit es doch noch eine kleine Feier geben kann. Außerdem sieht unser Plan vor, die EU doch wieder zu verlassen.

 

Ein Kommentar

  1. Ich freue mich auf den naechsten Bericht, wo Ihr wohl die EU verlassen werdet. Dann fuehl ich mich doch gleich nicht mehr so allein, wo wir doch hier alle die EU verlassen. Allerdings sind wir dazu gezwungen auf der Insel…Hoffentlichgeht es Lew besser.

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