Unsere Gobi-Tour liegt hinter uns. Anders als angekündigt, sind wir heute doch – zum dritten Mal – nach Ulaanbaatar zurückgekehrt. Da von hier aus unser Flugzeug nach Korea starten wird. Zum Besuch dieses Landes hat uns das leckere Imbißessen inspiriert, außerdem kriegen wir durch die Ausreise weitere 30 Tage Aufenthalt in der Mongolei, die wir für den Besuch der grüneren Regionen im nördlichen Teil des Landes nutzen wollen.

Ist das verwirrend? Nicht, wenn man die Geschichte von vorne erzählt. Wir waren also in Ulaanbaatar und wohnten in Oasis Guesthouse in einer Jurte, während wir uns mit der Reparatur des beschädigten Teils beschäftigten – und auf die bestellten Lager warteten. Dort kann man nicht selbst kochen, so dass wir auf gastronomische Angebote angewiesen waren. Dabei lernten wir die vielen koreanischen Restaurants in der Mongolei kennen. Koreanisch? Selbstverständlich; wer kennt nicht die enge Verbindung zwischen der Mongolei und Korea? Viele Leute aus der Mongolei gehen nach Südkorea, um dort zu arbeiten. Aber auch Menschen aus Nordkorea kommen in die Mongolei, weil sie Arbeit suchen. Auf politischer Ebene sehen die beiden Koreas die Mongolei als neutralen Vermittler an, während auf kultureller Ebene das Verhältnis von Sympathie geprägt zu sein scheint. Jedenfalls gibt es viel koreanische Küche in Ulaanbaatar, was eine tolle Erweiterung der sonst üblichen Hammel- und Stutenmilch-Kost ist.

Leider kann ich kein schönes Foto von einem koreanischen Essen präsentieren, deswegen hier als Platzhalter ein Bild aus einem italienischen Restaurant in Ulaanbaatar:

Rudi gibt eine Runde italienisches Essen für pannenhelfende Reisende aus.

Was ist dort zu sehen? Rudi, Rosi & Doris sind mit ihrem Neuwagen-Wohnmobil auf Iveco 4×4-Lieferwagen-Basis in die Mongolei gefahren, bis der Bordcomputer sie an der Weiterfahrt gehindert hat. Das hat er zu Recht getan, denn diverse Teile waren durchgescheuert oder durch Vibrationen abgebrochen. Offensichtlich hat der Hersteller das Allrad-Mobil nicht für die Fahrt auf mongolischen Pisten ausgelegt. Im Oasis wurde das Fahrzeug von anderen (Motorrad-) Reisenden repariert – hauptsächlich von den australischen Ingenieuren Jason und Leal, die schon im letzten Beitrag erwähnt wurden – wofür sich Rudi mit einem italienischen Essen bedankt hat.

Wo ich gerade thematisch bei anderen Reisenden bin, möchte ich der Leserschaft nicht noch andere Begegnungen aus unserem ersten Ulaanbaatar-Aufenthalt vorenthalten.

David & Thomas machen sich wieder auf den Weg nach Westen.
Jörg und Lew sitzen vor ihren Ifas am Fluss Tuul.

…sitzen vor ihren Ifas? Ja, Jörg & Ann-Katrin sind mit ihrem Robur, dem kleinen Bruder unseres W50, seit etwa zwei Jahren unterwegs.

Ein grüner Robur – das nette Reisegefährt von Jörg & Ann-Katrin.

Aber was hat das mit koreanischen Speisen zu tun? Nichts, aber uns hat die Mongolei-Korea-Connection zu der Idee inspiriert, dass wir 12 Tage Urlaub in Korea machen wollen, um dieses Land selbst zu sehen. Diese Schnapsidee hatten wir aber noch nicht in Ulaanbaatar; sie hat sich später in der Gobi entwickelt. Gobi? Wie kamen wir denn dahin? Zuerst sind wir mit dem Bus weit in den Süden gefahren, um dort das erneuerte Teil einzubauen. Dort tauchten dann bald weitere Bekanntschaften aus dem Oasis mit ihren Großfahrzeugen auf: Magriet und Bé und Norbert und Heidi.

Wir erhalten Besuch bei der Werkstatt.
Norbert und Bé helfen bei der Montage der reparierten Doppelgelenkwelle.

Von Dalansadgad geht es dann im Konvoi endlich auf nach Westen – in die Gobi.

Swantje fährt in die Gobi.

Swantje fährt? Fährt Swantje eigentlich? Oder ist das Ifchen mehr so Lews Spielzeug, und der will immer das Steuer festhalten? Um solche Fragen zu klären, kann ich hier Schätzungen abgeben. Das Verhältnis von Steuerzeit-Lew zu Steuerzeit-Swantje war in Europa etwa 9:1, in Russland etwa 7:1 und in der Gobi etwa 2:1.

Die Gobi, was ist das eigentlich? Ein großes Gebiet, auf mongolischer Seite hauptsächlich bestehend aus Steppe, Steinwüste und etwas Sandwüste. In der Nähe von Dalansadgad gibt es touristische Attraktionen, deren Besuch zum Standardprogramm der üblichen Urlauber gehört. Wir haben einige davon auch besucht. So waren wir in Jolin Am, der Geierschlucht.

Norbert, Magriet und Heidi in der Geierschlucht.

Wir haben dort keine Geier gesehen, dafür aber die vielen lustigen kleinen Nagetiere, die gerne auch in in den mit bunten Tüchern behängten religiösen Steinhaufen wohnen.

Ein lustiger Nager und sein religiöses Gebäude.
Blüten in der Mongolei – ein seltener Anblick, hier in der Geierschlucht.

Bei der Weiterfahrt sind Magriet und Bé dann energisch einen steilen Berg hochgefahren – leider hatte es vorher geregnet.

Bergauf seitlich weg geschliddert

Ihr Fahrzeug hat sich am Hang auf schmierseifigem Untergrund dann eigenständig schief stellen wollen (auch das böse Wort „Straßenreifen“ ist gefallen). Für die Uneingeweihten hier eine Erklärung der Situation: Geländegängige LKW haben meist einen höheren Schwerpunkt als geländegängige PKW. Stellen sie sich am Hang quer, dann möchten sie gerne umkippen oder gar herunterkullern. Ängstliche Naturen versuchen dies zu vermeiden. Bé hatte zwar keine Angst, ist aber nach einer überlegten Begutachtung der Situation dann doch vorsichtig rückwärts in eine bessere Lage gefahren.

Auch mal dramatische Fahrzeugbilder machen, obwohl man nur geparkt hat.
Weiter geht die Reise zu den Flammenden Klippen.

Der nächste angesteuerte touristische Hot Spot war Bajandsag; eine rötliche Felsformation, die von und für die europäische Besucherschaft „Flaming Cliffs“ genannt wird. Am morgen hat sich Swantje, während ich natürlich noch tief schlief, mit der Kamera in den Sonnenaufgang begeben, um die Feuerhaftigkeit der Felsen festzuhalten.

Schon am frühen Morgen bewundern Touristen auf den Flaming Cliffs das Panorama.
Die Flammenden Klippen am Morgen.

Nach den Klippen ging es weiter nach Westen, parallel zur chinesischen Grenze. Die Landschaft hat sich von eher-Steppe zu eher-Wüste gewandelt.

Während der Fahrt hat sich ein kleiner Gobibewohner auf Swantjes Finger gesetzt.
Ein Kamelbeinwald.

Unterwegs trafen wir in einem Wüstendorf auf Leute mit einem Problem: sie wollten einen Container von der Pritsche eines LKW herunterzubbeln, das gelang ihnen jedoch nicht, da der Container schwer war und irgendwie festklemmte.

Ein Problemcontainer klemmt auf einer Problempritsche fest.

So standen die Leute da also hilflos herum und warteten auf Reisende mit Zugfahrzeugen. Zufälligerweise kamen wir vorbei.

Es wird gezogen…
…und der Container damit professionell von der Pritsche entfernt.

Nach diesem Intermezzo wurde die Fahrt durch die vielfältigen Landschaften der Gobi fortgesetzt.

Die Gobi hat abwechslungsreiche Landschaftsformen.

Der letzte Anlaufpunkt, und auch der Ort der Trennung unseres Konvois, sollte die Chongorin Els sein, der Singende Sand. Vor den Dünen leben unerwartete Tiere…

Ein kleiner Wüstenfrosch im Gras vor Chongorin Els.
Rast vor den Singenden Dünen.
Swantje auf der höchsten Düne im Singenden Sand.
Und nochmal Swantje auf einer Düne.

Während es sich die anderen auf ihren Campingsesseln bequem machten, mussten Swantje und ich natürlich in das Dünengebiet hinein fahren, um die Sandgängigkeit unseres Fahrzeugs zu testen. Zur Verbesserung derselben haben wir den Luftdruck in unseren Reifen verringert. Dies führte nach einiger Zeit dazu, dass ein bestehender Schnitt in der Flanke eines Reifens durch das Walken undicht wurde – wir standen also mit einer Reifenpanne in der Sandwüste. Sehr ärgerlich! Statt des Spielnachmittages wurde es ein Radwechselnachmittag. Wir wussten schon länger von dem Schnitt an der Seite des Reifens und haben halt gehofft, dass er möglichst lange dicht bleibt.

An dieser Stelle mussten wir leider das Rad wechseln, statt uns mit Fahrten im Sand zu vergnügen.

Später haben Norbert und Bé den Reifen noch geflickt – vielen Dank nochmals dafür, ihr Beiden! Da der Schaden an der Flanke ist, wird der Reifen wohl wieder undicht werden, wenn man ihn mit niedrigem Druck fährt. Aber das müssen wir ja nicht. So bleibt uns das Rad erstmal als Ersatzrad erhalten.

Am nächsten Morgen hat sich unser Konvoi aufgelöst und alle sind ihrer eigenen Wege gefahren. Wir haben mit dem Singsand das letzte touristische Highlight hinter uns gelassen und den Weg in Richtung Westen fortgesetzt. Ab nun wurde die Landschaft abenteuerlicher, einsamer und interessanter.

Impressionen aus der Wüste – ein Flussbett, das Wasser ist verschwunden, das Autowrack ist geblieben.
Hügelüberquerung
In einer Schlucht fanden wir zu unserem Erstaunen einige zähe Bäume – und Pferde.

Ein nur in den Steppen und Wüsten Asiens vorkommender Strauch ist der Schwarze Saxaul. Ab und an trifft man bei einer Gobidurchquerung auf einen Saxaulwald.

Swantje im Saxaulwald.

Wir wurden unterwegs von verschiedenen Tieren beobachtet. Die Gobi ist ja bekannt für ihre Dinosaurier. Einen davon konnte ich portraitieren.

Ein kleiner Dinosaurier schaut mich an.

Auch andere Tiere haben uns beobachtet.

Ein großes Kamel schaut mich an.

Nach all der staubigen Wüstenluft war der See Orog (Orog Nuur) unser nächstes Ziel.

Auf dem Weg durch die Dünen im Saxaulwald zum Orog Nuur.

Beim Übernachten am See habe ich meine Sandalen zum Trocknen auf den Dieseltank gestellt – und dort am nächsten Tag vergessen. Wir fuhren halb um den See, was fast den ganzen Tag dauerte, bis ich den Sandalenverlust bemerkte. Die Fahrt kostete sowieso schon Nerven, da wir auf hinterhältigster Wellblechpiste nur langsam voran kamen. Außerdem fanden wir nicht den erhofften bequem nutzbaren Wasserzugang zum See. Gegen Abend fuhren wir zum letzten Übernachtungsplatz zurück, um dort den GPS-Track vom Morgen abzulaufen, auf der Sandalensuche. Begleitet wurden wir dabei vom Gelächter eines etwa 10-jährigen Hirten auf einem Pferd, dem ich das Problem klar gemacht hatte. Nach langer Suche fand ich dann eine der beiden Sandalen, die vom Tank gefallen waren. Die zweite blieb verschwunden.

Ein besonders großer Saxaulstrauch.

Trotzdem ist die Landschaft um den Orog Nuur sehr spannend. Es gibt irische grüne Hügel, aber auch ganz weiße Weichsand-Dünen und Saxaulwald. Vielleicht bekomme ich in Korea neue Sandalen.

Auch mal durch eine Welt aus Kies fahren.

Auf dem oberen Bild ist das Reserverad zu sehen. Es wird von der Reserveradhalterung gehalten. Deren Verschraubung hat sich auf den vielen Pisten losgewackelt, wie auch der vordere Querträger, der mittlere Querträger, eine Dieseltankhalterung, die Stoßstange, die rechte Fahrerhaushalterung und diverse Schranktüren. Ich bin nach Wellblechpistenfahrt zu einer täglichen Kontrolle aller relevanten Verschraubungen übergegangen. Wird eine losgewackelte Mutter entdeckt, dann wird sie sogleich mit Loctite (einer chemischen Schraubensicherung) gesichert angeschraubt. Von den loctitetisierten Verschraubungen hat sich bislang erst eine einzige erneut gelöst. Inzwischen habe ich durch den Chemieeinsatz hoffentlich alle Loswackelteufel vertrieben.

Es gibt jedoch nicht nur Loswackelteufel in der Wüste, auch viele Staubteufel konnten wir beobachten.

Ein Staubteufel in der Wüste.

Der sieht in Bewegung beeindruckender aus, als auf so einem schnöden Foto. Der Sand rotiert und wird nach oben gerissen. Der Teufel auf dem Bild war einige hundert Meter hoch. Nach ein paar Minuten verschwinden die Staubteufel meistens, um dann an anderer Stelle wieder zu entstehen. Wenn man sich dem Ding nähert, wird man aber nicht wie im Zauberer von Oz nach oben gerissen. Man muss einfach nur husten.

Jurte am Felsen.

Nach all diesen Eindrücken und dem Sandalenverlust haben wir uns auf den Weg nach Norden gemacht. Über Bajanchongor sind wir wieder nach Ulaanbaatar gefahren. Jetzt gerade stehen wir nahe der Stadt im Grünen am Fluss Tuul. Die Gobi liegt hinter uns.

Doch wo wird uns unser weiterer Weg hinführen?

Durch geheimnisvolle Hinweise am Anfang dieses Beitrages habe ich es schon angedeutet.

Einer unserer zuletzt getätigten Lebensmitteleinkäufe.

Vom ewigen Hammelfleisch auf dem Speiseplan frustriert, und von Geschichten aus Korea inspiriert, wollen wir einige Tage Urlaub in Korea machen. Wir stellen das Ifchen auf einem bewachten Gelände einer Schafsdarmfabrik (von dort werden die gereinigten Därme zum Zweck der Wurstherstellung nach Deutschland exportiert. Aber das ist eine andere Geschichte.) in Ulaanbaatar ab und fliegen dann kurz herüber nach Ostasien. Dort können wir uns den Wüstenstaub im Gelben Meer abwaschen. Berichte über Südkorea folgen dann im nächsten Blogeintrag.

2 Kommentare

  1. Ich möchte endlich wieder so schöne Bilder sehen und Geschichten lesen; von Korea, der nördlichen Mongolei und Euren Erlebnissen im ganzen letzten Monat.

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