Während uns die Straßenverläufe langsam bergab Richtung Rom gebracht haben, hingen meine Gedanken noch an den kargen Bergrücken der Abruzzen. Landschaftlich beeindruckend, zahlreiche vertikale Dörfer, jedoch wenig aufschlussreich, möchte man in diesen mehr über die Geschichte der Region erfahren (Kommunist_innen in den Abruzzen? Wer und wo waren die Faschist_innen, und wie lange noch gleich?). Besucht man die örtlichen städtischen Museen, so hört die Geschichte der Abruzzen mit der Speerspitze, spätestens kurz nach dem Mittelalter auf. Tonscherben, andere Fundstücke aus der Zeit des Römischen Reichs und Kirchengeschichte bleiben die großen Themen, die vergangenen hundert Jahre bleiben unerwähnt. Und die Berge schweigen.

So sieht eine Straße aus, die nach Galileo Galilei benannt ist
So sieht eine Straße aus, die nach Galileo Galilei benannt ist

Und dann Rom: kleiner als gedacht – die Straßen so eng wie gedacht – der Trevi-Brunnen erstickt vor Enge beinahe am eigenen Wasser – jetzt erst begriffen, dass ein Selfie-Stick das Stativ unserer Zeit ist – das Römische Reich muss tatsächlich mächtig gewesen sein – Christist_innen are on their way – das Kolloseum riecht immer noch nach Grausamkeit, aussagekräftige Architektur – aber: wäre ich eine Stadt, ich würde Rom um seine Schönheit beneiden.

Altes Ägypten auch in Rom (man kann ja ein Kreuz drauf setzen)
Altes Ägypten auch in Rom (man kann ja ein Kreuz drauf setzen)

Wir waren selbstverständlich nicht so verrückt und haben den Ifa innerstädtisch geparkt, von einem römischen Vorort aus sind wir mit den Pendler_innen gereist. Ja,der Puls von Großstädten riecht nach wie vor gut…

Mittlerweile hatten wir ersten Vollkontakt mit der Carabinieri, der nicht von uns provoziert wurde. Verlief aber glimpflich: Aufnahme der Personalien, Sichtung sämtlicher Fahrzeugpapiere, Fragen nach dem weiteren Vorhaben. Wahrscheinlich haben die Beamten mir angesehen, dass ich in den italienischen Badeanstalten zwischen Umkleidekabine und Schwimmbecken keinen Bademantel trage – ich habe meinen in Deutschland vergessen und wusste zudem nicht, dass ich mich damit zu freizügig in öffentlichen Hallenbädern bewege. Freundlicherweise hat man mich meinen Fauxpas nicht spüren lassen.

Haben vor zwei Tagen Gaeta erreicht, ein in Italien beliebter Urlaubsort, der aber auch jenseits der Saison lebt. Das vorweihnachtliche bling-bling in den Straßen erinnert uns daran, in welcher Jahreszeit wir uns befinden. Aber Weihnachten steht nicht auf Lews und meiner Agenda, wir tanzen in den kommenden Tagen auf dem Vulkan.

Gaeta: Die Sonne blendet
Gaeta: Die Sonne blendet
Für den Bau des Romanischen Doms in Gaeta wurde kein gestohlenes Baumaterial verwendet
Für den Bau des Romanischen Doms in Gaeta wurde kein gestohlenes Baumaterial verwendet
Wirklich nicht
Wirklich nicht

3 Kommentare

  1. Wie schön. Und ich bin gespannt wann und wie und wo ihr übersetzen werdet. Viele liebe Grüße aus Kalifornien.

  2. Wat denn….die Berge da schweigen? Na, dann mal fix zurück zum Matterhorn, da ruft der Berg nämlich, Luis Trenker hat’s gehört.

    Und wenn du da so nahezu unbekleidet durch öffentliche Pools rennst, würde ich dir auch den Staatsschutz auf den Hals hetzen. Unerhört! Als Fahrendes Volk im Zirkuswagen muss man eben doppelt aufpassen wie man sich aufführt.

    (P.S. Habe zuletzt auch in einem Land gelebt, in dem manche Damen sich nicht mal im Umkleideraum umkleiden möchten – da schließt frau sich dann gern in einer der Single-Duschkabinen ein und blockiert so den reibungslosen Ablauf).

  3. Liebe Swantje und lieber Lew,

    gerade frage ich mich wo seit Ihr – geht es Euch gut!

    Ich verfolge mit ganz großer Begeisterung Eure Fahrt und schaue immer Samstagmorgen, noch in meinem Bett liegend, nach Neuigkeiten von Euch.

    Dieses Wochenende haben wir ja schon den 3.Advent und wir werden Plätzchen backen, wozu das etwas trübe Wetter in Berlin, zusätzlich zur Weihnachtszeit, wirklich auch einläd.

    Schreibt mal wieder und ganz herzliche Grüße aus Berlin,
    Barbara

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