So war es nun, wir mussten uns nach den Abenteuern in der Lut innerlich vom Iran verabschieden, denn viele Fahrtage standen uns bevor. Wir kalkulierten mit eineinhalb Wochen bis nach Tiflis. Einen kurzen Abstecher gönnten wir uns noch: wir wollten die besonders alte Altstadt von Yazd besuchen. Diese besonders alte Altstadt ist vor allem deshalb so alt, da sie während der Eroberung von den Mongolen nicht zerstört wurde. Welche der Lehmziegel noch aus den Gründungstagen stammen, bleibt fraglich. 

Das ist keine Fußgängerpassage, das ist eine gewöhnliche Straße in der Altstadt von Yazd.
Etwas eng, dafür aber auch bei Hitze kühl und schattig.
Eine seit angeblich 25 Jahren verschlossene Nische, aus der niemand es wagt, die Schätze zu bergen.

Yazd ist eine Oasenstadt, sprich, um sie herum befinden sich die Wüste Lut und die Wüste Kawir. Von jeher galt es in Yazd, sich um zwei wichtige Aspekte zu kümmern: um den Schutz vor extremer Hitze in den Sommermonaten und um die Speicherung von Wasser. Deswegen ist Yazd berühmt für die zahlreichen Windtürme, die mittels eines langen Kamins warme Luft aus den Häusern nach oben ziehen lassen und somit für Luftzirkulation sorgen, und für das ausgesprochen große Qanat-System. Ich habe in der Nähe eines solchen Luftabzugskamins gestanden und möchte behaupten, dass es sich hierbei um die wohl umweltverträglichsten Klimaanlagen der Welt handelt.

Im Vordergrund Swantje, im Hintergrund die Windtürme von Yazd.

Um an das Wasser aus den nahegelegenen Quellen zu gelangen, wurden auch in Yazd Qanats mit kilometerlangen Schächten gebaut. Wenn ausreichend Vermögen vorhanden war, hatte man einen eigenen Zugangsbrunnen im eigenen Haus gehabt.

Wer es damals dicke hatte, wohnte in der eigentlich engen Altstadt von Yazd in großzügigen Häusern mit Windtürmen,…
…mit aufwendig gearbeiteten Türen…
…und eigenem Anschluss an ein Qanat im Keller.

Bei der Auswahl der Fotos für die Blogeinträge über den Iran habe ich davon abgesehen, hunderte von Bildern von Moscheen hochzuladen. Das ist zwar aufgrund der aufwendig gearbeiteten Mosaike und Ornamentik verlockend, aber die besten Fotos all jener Moscheen findet man bereits unter Google/Bilder. Hinzu kommt, dass sich generell mein Interesse für Gotteshäuser in Grenzen hält. Aber vor der Freitagsmoschee in Yazd musste ich etwas länger stehen bleiben, allein schon deshalb, um zu überprüfen, ob das Eingangsportal nicht doch den Eindruck erweckt, es könnte jeden Moment auf einen niederfallen.

Die Freitagsmoschee von Yazd hat selbstverständlich Minarette anstelle von Windtürmen auf ihrem Eingangsportal. Es ist eines der höchsten Moscheeportale im Iran, weshalb es mit der Fotografie schwierig ist.

Nach Yazd hieß es dann für uns fahren, fahren, fahren. Aus Gründen der Zeitersparnis haben wir weniger sorgfältig unsere Stellplätze ausgewählt. Die Kriterien für einen Stellplatz lauteten nun: leicht zu erreichen, keine unnötigen Umwege, auch bei Dunkelheit noch gut anfahrbar. Und welche Plätze erfüllen diese Kriterien? Die scheinbar weltweit geschätzten LKW-Raststätten, auch T.I.R.-Park genannt.

Zur Erinnerung: noch vor Kurzem sah es morgens um uns herum so aus.
Dagegen ein T.I.R.-Park am Morgen – Blick aus dem Küchenfenster.

Irgendwann war es dann soweit, wir standen an der iranisch-armenischen Grenze. Der Grenzübertritt dauerte fast einen ganzen Tag. Zunächst deshalb, weil auf iranischer Seite mit viel Gemütlich- und Gemächlichkeit gearbeitet wurde. Obwohl den iranischen Grenzbeamten das Carnet des Passage, welches bei einer Ausreise aus dem Land korrekt abgestempelt werden muss, bekannt ist, schien die Besorgung eines Stempels sie völlig zu überfordern. Einen halben Tag später standen wir dann schon auf armenischer Seite, wo man noch akribisch die Abläufe der sowjetischen Bürokratie einhält. Man wird von Schalter 1 zu Schalter 4 geschickt, wo man sich nicht für zuständig fühlt, von dem man dann zurück zum Schalter 1 geht, der einen erneut zu Schalter 4 schickt, wo man nun böse angeblafft wird, man möge sich dort nie wieder blicken lassen. Wieder zurück am Schalter 1 stellt man fest, dass nun gar kein Schalter mehr besetzt ist. Irgendwann taucht ein junger und noch unverbrauchter Beamter auf, der sich als hilfsbereit erweist und einen zu jemanden bringt, der wiederum für einen ein armenisches Formular ausfüllt, wofür man dann Geld bezahlen muss. Und irgendwann ergibt es sich, dass der unverbrauchte Beamte mit dem verbrauchten Beamten von Schalter 4 spricht, der sich plötzlich, aber mürrisch dazu hinreißen lässt, endlich die Einfuhr des Ifas zu ermöglichen. Wie sich später an der armenisch-georgischen Grenze herausstellen sollte, war diese Einfuhrerklärung völliger Blödsinn und nur noch ein Relikt aus Zeiten, in denen man gerne mit vielen Formularen herumgemacht hat.

Wir waren erneut im Kaukasus, wo uns eine völlig verrückte Idee überkam: wir könnten ja mal nach 18 Monaten das Ifchen waschen.

Gobisand, Sibirienmatsch und Lutstaub wurden in Armenien erstmals gründlich weggeschrubbt.
So glänzt dann ein sauberes Ifchen, allerdings nur für kurze Zeit.
Denn wenn die regulären Straßen zu den Grenzübergängen (hier kurz hinter der armenisch-georgischen Grenze) so aussehen, bleibt kein IFA sauber.

Auch wenn die Fahrerei in Armenien fortgesetzt wurde, nahmen wir uns selbstverständlich die Zeit für Kaffeepausen. Dabei fiel uns eine Karawanserei auf, eine armenische wohlbemerkt! Das interessante an dieser Karawanserei war vor allem der niedrige Eingang sowie die niedrige Decke im Inneren. Ein Kamel hätte seine Höcker einziehen müssen, um unbeschadet in das Gebäude hinein zu gelangen. Die Karawanserei machte ganz den Anschein, als würden ein paar Geister in ihr hausen, jedenfalls werden in dunklen Ecken offensichtlich Ikonen angebetet.

Karawanserei im armensichen Kaukasus. Aufgrund der niedrigen Decke wohl eher nur für Ziegen.

Dann fuhren wir entlang des Sewansees, dem größten Süßwassersee des Kaukasus‘. Wir konnten es uns nicht nehmen lassen, hier schon am frühen Nachmittag einen Stopp zu machen. Außerdem hat uns der Geruch der am Straßenrand erworbenen geräucherten Forellen das Gefühl gegeben, dass er nicht allzu lange die Raumluft im Wagen dominieren sollte. Aber köstlich waren sie.

Auch wenn man es eilig hat, kann es passieren, dass man einen Top-Stellplatz findet wie hier am Sewansee.
Mit solchen Booten – manchmal auch ohne Löcher – werden Forellen gefangen, die man frischgeräuchert am Straßenrand kaufen kann.

Am armenisch-georgischen Grenzübergang dauerte die Abwicklung nicht mal eine Stunde. Dort kann man ruhig mal öfter hinfahren!

Lew ist mittlerweile für ein paar Tage nach Deutschland geflogen, ich wohne derweil mit dem Ifchen wieder einmal auf dem Vake-Hügel in Tiflis. Ich weiß ja mittlerweile, wie spaßig eine Dusche im öffentlichen Schwefelwasserbadehaus ist, welches Café den besten Tee zubereitet und welche Straßenhunde von welchen Leuten versorgt werden (selbstverständlich auch von mir, wenn sie anklopfen!).

Und es ist ein bisschen traurig, aber wahr: wir befinden uns wohl so langsam auf dem Rückweg.

 

Ein Kommentar

  1. Alles sehr schöne Eindrücke, die Ihr mitteilt. Und seid bitte getröstet, dass ich (bestimmt mit vielen anderen) mich sehr freue, dass Ihr Euch auf der Rückreise befindet. Liebe Grüße aus endlich mal warmen sonnigen Hamburg (wo ich aber im Büro sitze). Sasha PS: Ihr müsstet die Reiseroutekarte mal wieder updaten 🙂

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